Am 9.11. besuchte ich zusammen mit Arne Lunding aus der grünen Stadtvertretung Norderstedt die Firma Jungheinrich. Jungheinrich hat sich dem 1,5 Grad Ziel verschrieben und treibt die Transformation in Richtung klimaneutraler Industrie voran. Sie legen ihre Klimaziele entsprechend des „ESRS E1 Climate Change des CSRD-Reportings“ aus und zeigen so, wie man hier schrittweise und strategisch das Klimaneutralitätsziel erreichen kann. Klimaneutralität soll bis 2030 im sogenannten Scope 1 und 2 (Emissionen die direkt am Standort der Firma anfallen, sowie Emissionen aus der Energieversorgung der Firma) erreicht werden, bis 2050 auch im Scope 3 (indirekte Emissionen, die sich aus der Lieferkette und auch aus dem Abfall herleiten lassen). Diese Ziele sind äußerst ambitioniert, auch wenn hinterfragt werden kann, ob das Ziel für Scope 3 zum 1,5 Grad-Ziel passt. Die Firma Jungheinrich nehme die Erfüllung dieser Selbstverpflichtungen ernst: Jährlich werde eine Erhebung der CO2 Bilanz gemacht, so berichtete der Werksleiter, Herr Nils Sander.
Jungheinrichs Produkte, die Gabelstapler, sind bereits seit letztem Jahr vollständig elektrisch angetrieben. Das Ressourcenproblem mit den Akkus wird auch gelöst: Einerseits verzichtet Jungheinrich auf Nickel und Cobalt-haltige Akkus und setzt auf moderne Eisen- und Lithium-Akkus, die sie selbst fertigen. Aber auch in Sachen Kreislaufwirtschaft muss sich Jungheinrich nicht verstecken: Das Lithium aus den Akkus soll zurückgewonnen werden. Um eine nachhaltige Lieferkette gewährleisten zu können, beliefern sie ihre Zulieferfirmen selbst mit Materialien und Bauteilen. Die Ziele sind bereits 2025 keine Deponieabfälle mehr in Deutschland und 2030 international zu produzieren. Weil die Firmenstrategie trotz aller Ambitionen nicht unabhängig von der Energieversorgung des Gesamtsystems gesehen werden kann, sprachen wir außerdem über die Herausforderungen und Lösungswege bei Lastausgleich und Systemintegration von fluktuierenden erneuerbaren Energien und dem Ausbau von Energiespeichern.
Ein weiteres Beispiel, wie das firmenspezifische Knowhow (hier bei der Lagerautomatisierung) kreativ genutzt wird, um die Chancen der grünen Transformation zu ergreifen, ist das Thema Vertical Farming. In Kuwait baute Jungheinrich die nach eigenen Angaben erste vollautomatisierte Vertical-Farming-Anlage der Welt: Das Wasser werde vollständig wiederverwertet, auf Pestizide verzichte man. Das Unternehmen gibt an, auf einer Fläche von 2.000 Quadratmetern so bis zu 550 Kilogramm Salat pro Tag zu produzieren.
Alles in Allem zeigt sich bei diesem Besuch einmal mehr ganz praktisch, dass die Transformation zur Klimaneutralität und „Zero Waste“ Gesellschaft effektiv und für die Industrie auch ökonomisch betrieben werden kann und als Chance für die eigene Zukunft gesehen wird.
Bild links: Ulrike Täck mit Nils Sander (Werksleiter Jungheinrich Norderstedt)
Bild rechts: Arne Lunding (GRÜNE Norderstedt) und Nils Sander (Werksleiter Jungheinrich Norderstedt)